Die Königsdisziplin
Man sagt, Hochtouren seien die Königsdisziplin des Bergsteigens. Die vollendete, komplette, die umfassendste Art, auf einen Berg zu gelangen. Weil dabei der ganze Alpinist gefordert sei, heißt es. Weil man da alles können muss. Dem schließe ich mich gern an. Immerhin stammt diese Feststellung aus berufenem Munde. Alle großen Alpinisten, zu allen Zeiten der inzwischen fast 200 Jahre währenden Historie des zielgerichteten Bergsteigens haben das gesagt. Eigentlich reicht Bergsteigen noch viel weiter zurück, und dieses nicht enden wollende Buch großartiger Geschichten ist aktueller denn je. 1492 die Besteigung des Mount Aiguille, im selben Jahr, in dem Columbus Amerika per Schiff erreichte. 1841 die Erstbesteigung des Großvenedigers. Zwanzig Jahre später der Gipfel des Mont Blanc. 1878 der Biancograt auf den Piz Bernina – das alles waren schon damals großartige Touren. Hochtouren zumeist. Und als Ereignis den kommenden Tagen des Alpinismus weit voraus.
Unvergleichlich gut
Gerade bei uns am Alpenhauptkamm der Ostalpen, wo es dann gar nicht mehr soweit bis in die Granitberge der Westalpen ist, gibt es unzählige Möglichkeiten für knackige und natürlich auch weniger knackige Hochtouren. Jedes Maß an Schwierigkeit und Länge einer Tour kann dort anvisiert werden. Es dauert lange, bis unsere Berge einmal ihre Grenzen erreichen und man auf einen anderen Kontinent muss, um höher hinauf zu können. Zugegeben, es braucht ein wenig Leidensfähigkeit. Allein der Umfang der Ausrüstung zeigt schon die Vielfalt der Anforderungen. Doch was ist das alles schon, wenn man in einer Kombination aus Fels und Eis und Schnee und Firn schließlich auf dem Gipfel sitzt? Nein, das ist mit nichts anderem zu vergleichen. Außer vielleicht mit den immer neuen Zielen, die man dann und nur ganz oben entdeckt. Es kommt die Stunde, in der man für das frühe Aufstehen entschädigt wird, in der dann alle Sinne hellwach sind.
Zwischen Bergell und Monte Rosa
Nicht selten reiht man gleich mehrere Hochtouren aneinander. Weil es einfach nahe liegt. Entweder ist man schon oben auf einer Hütte und startet von dort in verschiedene Richtungen. Oder man verbindet in einem Hochtouren-Gebiet verschiedene Gipfel-Routen miteinander. Somit wird Hochtouren-Gehen dann oft zu einem grandiosen Mehrtages-Erlebnis. Mein momentaner Tipp sind die grandiosen Möglichkeiten im Bergell und natürlich im Monte-Rosa-Gebiet.