Runter muss man auf jeden Fall
Beim Canyoning gelangt man in Schluchten unserer Bergwelt, die sonst kein Mensch betreten kann. Allein das Spiel der Farben ist einzigartig. Regenbögen ohne einen Tropfen Regen. Gemacht als Ganzjahres-Unterhaltung von der Gischt der tosenden Wasser. Dabei ist das eine ganz spezielle Angelegenheit des Bergsportes. Natürlich spannend, wie alles andere auch, was wir in den Bergen der Erde so treiben. Doch hier kommt eben das Element Wasser dazu. Also gehört neben Gurt, Helm, Karabinern und Seilen eben auch der Neopren-Anzug dazu, Handschuhe und eine Schuhbekleidung, die ein wenig an die samtenen Pfoten einer Katze erinnern. Es braucht schon etwas Mut, von einer Brücke zu springen, wenn die Wassergumpe tief unten so erschreckend klein wirkt, dass man fast fürchtet, sie nicht treffen zu können. Es gehört etwas dazu, mit den Füßen voraus die ausgewaschenen Felswannen hinunter zu rutschen und nicht so ganz genau zu wissen, wo die Fahrt enden wird. Doch das Erlebnis ist rauschend wie das Wasser, in dem es sich abspielt. Und unvergesslich.
Wasser, Seil und Helm
Auweia. Wenn der Alpinist ins Wasser geht. Die meisten der ganz großen Kletterer vergangener Tage waren miserable Schwimmer. Die meisten trauten sich nicht mal in die Nähe eines Wassers. Gut, das hat sich – vor allem wegen der zielorientierten Wasserberührungen im schulischen Unterricht – etwas gebessert. Doch so wirklich gute Freunde sind das Wasser und der Alpinist bis heute nicht geworden. Und ich muss ganz ehrlich sagen, es hat auch mich einige Überwindung gekostet, als ich vor einigen Jahren meine Zusatzausbildung zum Canyoning-Guide absolviert habe.
Unten schäumt das Wasser. Tief unten. Wirklich sehr, sehr tief. Wer sich traut, springt. Wer sich nicht ganz sicher ist, seilt ab. Was allerdings nicht viel weniger Überwindung kostet. Runter muss man auf jeden Fall. Wir befinden uns beim Canyoning der schärferen Gangart. Abseilen, springen, rutschen und natürlich immer wieder auch schwimmen.
Cool und ziemlich heiß
Wir haben in Südtirol viele herrliche Möglichkeiten für eine solche „Fluss-Wanderung bergab“. Ok, sehr steil bergab. Tolle Touren in höchst unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Cool – in des Wortes ursprünglichster Bedeutung. Und wer es ganz heiß möchte, fährt mal mit mir an den Gardasee. Dort schießt der Rio Nero ins Tal. Ganz so schwarz wie sein Name ist er nicht. Doch 28 Abseiler sorgen dafür, dass es zu keiner Sekunde dieses grandiosen Ausfluges auch nur annähernd langweilig wird.